Der neue Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlage belegt: Engagement als Methode zur Durchsetzung nachhaltiger Interessen ist auf dem Vormarsch
Alle Jahre wieder berichtet das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) über das Investitionsverhalten im deutschsprachigen Raum in Bezug auf nachhaltige Anlagekriterien. Seit fast 10 Jahren berichten wir jährlich in unserem Blog über die Fortschritte des Investierens unter finanziellen und gesellschaftlichen Aspekten. Auch wenn diese Anlagestrategien weiter mit zweistelligen Wachstumsraten nachgefragt werden, gibt es mit einem Marktanteil von unter 3% in Deutschland weiterhin noch viel zu tun.
Aus der Diskussion bei der Vorstellung des Marktberichts im Juni 2017 in Berlin wurden zumindest die Ursachen für die weitere Dominanz des konventionellen Investierens immer deutlicher: Weder bei Banken noch bei Versicherungen besitzen die Berater die notwendige Qualifikation, um die Kunden auch unter nachhaltigen Aspekten zu beraten. Nur eine sehr kleine Minderheit von Beratern ist in der Lage, bei der Prüfung der Anlagementalität ihrer Kunden auch auf die Berücksichtigung von gesellschaftlichen Aspekten einzugehen. In der Folge fehlt es auch weiterhin vielen Häusern an der notwendigen Produktauswahl nachhaltiger Anlagen. So wird das aktuelle Wachstum von 29% im deutschsprachigen Raum vor allem von den Institutionellen Investoren getragen. Diese warten nicht darauf, dass Berater ihnen die nachhaltigen Geldanlagen anbieten, sondern fordern aus guten Gründen zunehmend „saubere Investments“. Denn es wird immer deutlicher, dass nachhaltiges Investieren zu einer höheren Qualität der Anlagenprüfung führt und damit in der Lage ist, die Risiken zu reduzieren.
Dass gerade die gut informierten Investoren immer häufiger nachhaltige Anlageaspekte berücksichtigen, ist nicht die einzige gute Nachricht aus dem aktuellen Marktbericht. Es freut mich ganz besonders, dass bei immer mehr nachhaltigen Anlagen die Methodik des Engagements auf dem Vormarsch ist. So hat sich die Nutzung dieses Strategiebausteins gegenüber 2015 fast verdoppelt, mithin das größte Wachstum im Methodenkasten der nachhaltigen Investoren. Lange Zeit wurde der Einfluss der Investoren auf die Geschäftspolitik der Unternehmen unterschätzt. Nicht nur durch Stimmrechtsnutzung auf den Hauptversammlungen sondern auch im direkten Dialog mit den Vorständen und Kommunikationsabteilungen der Aktiengesellschaften können Fehlentwicklungen bei einer verantwortlichen Unternehmensführung adressiert werden. Dieses Instrument ist auch deshalb so sinnvoll, weil es – anders als bei Ausschlusskriterien – zunächst für die Anlagestrategen keine Einschränkung des Anlageuniversums darstellt. So kann das Engagement auch der erste Schritt für konventionelle Anlagen in Richtung Nachhaltigkeit sein. So beginnen auch erste große Anbieter wie z.B. Union Investment, das Engagement für den gesamten Wertpapierbestand zu nutzen, anstatt das Instrument nur mit den Aktien anzuwenden, die unter nachhaltigen Strategien erworben wurden.
Das GOOD GROWTH INSTITUT und die Schwestergesellschaften WerteWachstum und das finanzkontor vertreten im Vergleich zu den Schwergewichten der Branche nur eine geringe Anzahl von Investoren. Doch auch unsere kritischen Briefe (z.B. zum Thema Palmöl) an die Vorstände großer Konzerne werden wahrgenommen und teilweise ausführlich und individuell bearbeitet. In unserem nächsten Nachhaltigkeitsbericht werden wir dazu detaillierter informieren.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung zu der Vorstellung des Marktberichts von meinen Kollegen vom Verband Ökofinanz21:
Den vollständigen Marktbericht können Sie hier herunterladen.
http://www.forum-ng.org/images/stories/Publikationen/fng_marktbericht_2017_online.pdf