Die sozialen Auswirkungen von Mikrofinanzinvestments werden nicht nur in der Fachpresse immer wieder diskutiert. Diese Diskussion ist fruchtbar und wichtig, denn reines Kleinkreditgeschäft ohne soziale Motivation bei den Kreditgebern kann sowohl bei Investoren als auch bei den Kreditnehmern zu massiven Verlusten und Problemen führen.
Erfahrene Mikrofinanzexperten legen daher großen Wert auf den „Social Impact“, also darauf, dass die Verwendung der Kreditmittel zu einer Verbesserung oder Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation der Kreditnehmer beitragen. Leider ist dieser gesellschaftliche Mehrwert in den Entwicklungsländern mit überschaubarem Aufwand nicht messbar. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in einer Familie in einem afrikanischen Wüstendorf oder einer südamerikanischen Favela lassen sich ohnehin kaum erfassen, bewegen sich diese Zielgruppen doch meist noch in der Schattenwirtschaft und unterliegen keinen Statistiken oder gar einer jährlichen Abgabepflicht für eine Steuererklärung. Noch schwerer wäre es, die isolierte Wirkung eines Ausbildungs- oder Investitionskredites wirklich materiell nachzuweisen.
Um dennoch den Anlegern in Mikrofinanz ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie die Gelder eigentlich ausgeliehen sind, gibt es viele Fonds, die regelmäßig Kennzahlen über ihr Kreditportfolio veröffentlichen. Am Beispiel des Vision Microfinance Funds schauen wir uns diese Zahlen einmal näher an und treffen daraus einige Ableitungen über den „Social Impact“:
- Verwaltetes Vermögen ca. 178 Mio. Euro, davon investiert in Mikrofinanz ca. 164 Mio. Euro.
Eine Investitionsquote von über 90% zeigt, dass der Fonds in hohem Umfang investiert ist und damit nur wenige Gelder ungenutzt als Liquiditätsreserve dienen müssen. - Verteilung der Investments auf 27 Länder und 86 verschiedene Mikrofinanzinvestitionen.
Mit dieser Kennzahl wird vor allem die Risikostreuung aus Investorensicht verdeutlicht, weder regional noch bezogen auf einzelne Mikrokreditinstitute sollte es zu hohe Konzentrationen von Geldern geben. Sonst entstehen Abhängigkeiten, die eine Ablehnung von Kreditprolongationen durch den Fonds an das Mikrofinanzinstitut (z.B. wg. Nichterfüllung von sozialen Auflagen) erschweren. - Anzahl der Kreditnehmer ca. 180.000 und durchschnittliche Kredithöhe unter 2.000 USD.
Aus diesen Größenordnungen kann man ableiten, dass tatsächlich Kleinstkredite vergeben werden und dass es sich nicht um die Refinanzierung größerer Unternehmenskredite handelt. - Wirkungskreis der Kredite: Ca. 900.000 Personen.
Der Wirkungskreis umfasst vor allem die restlichen Familienmitglieder der Kreditnehmer, die letztlich von der Kreditvergabe mit profitieren. - Kreditnehmer aus ländlichen Regionen ca. 52%.
Auch wennKreditvergabe in Städten durchaus sinnvoll sein kann: Gerade in den ländlichen Regionen ist die Versorgung mit Bankdienstleistungen noch besonders förderungsbedürftig, ein Anteil von ca. 50% ist damit unter sozialen Aspekten positiv zu bewerten. - Kreditvergabe an Frauen ca. 54%.
In bildungsfernen Gesellschaften entscheidet üblicherweise der Mann innerhalb der Familie über finanzielle Themen und wäre damit auch im Normalfall der Kreditnehmer. Selbst in den entwickelten Staaten wird die überwiegende Zahl der Kredite von Männern aufgenommen. Vor diesem Hintergrund ist die Frauenquote bei den Kreditnehmern eine besondere soziale Leistung. Es verdeutlicht, dass ein großer Teil der Kredite für Nebenerwerbstätigkeiten der Frau genutzt wird, die damit innerhalb des Familienverbundes an Einfluss gewinnt. Hier geht es jedoch nicht nur um Gleichberechtigung der Geschlechter. Vielmehr ist erwiesen, dass Frauen die Kreditmittel weniger als Männer für Konsumzwecke missbrauchen und dass Erträge aus den jeweiligen Nebenerwerben eher in die Gesundheit und Bildung der Familie reinvestiert werden.
Neben diesen einfachen Kennzahlen benutzen die seriösen Anbieter im Mikrofinanzsektor oft Ratingsysteme für die Kreditnehmer, die sich auf die sozialen und auch ökologischen Aspekte der Kreditvergabe konzentrieren. Eine weitere Indikation für die soziale Orientierung der Kreditvergabe kann auch der Umfang der Weiterbildung für die Kreditnehmer sein, die nicht nur die Sicherheit der Kreditrückzahlung erhöht, sondern allgemein die Gesundheit und den Wohlstand der betroffenen Familien steigert.
Auch wenn es also keine harten Beweise für die sozialen Effekte der Mikrofinanzinvestments gibt, liefern die Kennzahlen und Berichte der Anbieter plausible Indizien für einen „Social Impact“.
Mit der richtigen Auswahl von Mikrofinanzinvestments erwirtschaften Sie daher nicht nur attraktive Renditen von rd. 3% pro Jahr. Sie leisten auch einen sinnvollen Beitrag zur Entwicklung wirtschaftlich benachteiligter Regionen.